Kerwe Zeitungsbericht 2022

WNOZ
Odenwälder Zeitung | Weschnitztal | 13.10.2022
 

Fahrenbacher Kerwe: Abschluss mit einem großen Feuer – Parrer und Mundschenk wollen 2023 weitermachen

„Verbrennt se do, an diesem Odde“
Kerwe verbrennen

Betretene Mienen, leuchtende Fackeln: Eine gut 60-köpfige Trauergemeinde bricht auf zum Zug auf den „Läigelbäig“, wo schon ein großer Scheiterhaufen wartet. Bild: Thomas Rittelmann

 

Fahrenbach. Allmählich wird es dunkel überm Odenwald. Und während ein prächtiger Sonnenuntergang über den Hügeln aufzieht, rückt für die Kerwegemeinde unerbittlich das Ende des diesjährigen Volksfests näher. Denn mit dem Einbruch der Dunkelheit geht es auf den „Läigelbäig“, wo die Kerwe offiziell verbrannt wird.

Die Anstrengungen der vergangenen Tage haben bei den Honoratioren unübersehbare Spuren hinterlassen: Am Freitag legte DJ Richy in der SV-Halle auf, am Samstag sorgte die Band „The Hopsocks“ am selben Ort für Stimmung bei den Partygängern. Der protokollarische Höhepunkt am Sonntag – Umzug und Kerwerede – verlangte den Organisatoren ebenfalls einiges ab.

Hauptgewinn: ein Ferkel

Doch noch einmal wird der Zylinder aufpoliert, das Schleifchen gerichtet, und los geht’s. Vorher fällt Kerweparrer Florian Jäger noch etwas ein: „Wir hatten ja die Verlosung. Gewonnen hat Heiko Schmidt aus Grasellenbach.“ Der Glückliche darf sich über das Kerwesymbol freuen, eine Sau. Nicht etwa ein Plüschtierchen, sondern ein lebendiges Ferkel geht ins Eigentum des Preisträgers über. Wenn er will, wird das Tier noch gemästet, bis es geschlachtet werden kann.

Nach und nach treffen jetzt Kerwefreunde ein, die dem Trauerzug auf den Berg ein letztes Geleit geben möchten. Es ist kein Termin, der im offiziellen Programm steht, sondern ein Abschluss, der speziell der (Kerwe-)Jugend vorbehalten ist. Entsprechend jung sind die Mitglieder der Trauergemeinde, die etwa 60 Personen zählt, darunter auch kleine Kinder mit ihren Eltern. Nun werden Fackeln verteilt, denn in der Dämmerung geht es ein Stück bergauf, und die Flammen erhellen den Weg. Am schnurgeraden Pfad taucht ein Haufen aus Laub, Zweigen und Ästen auf, den Siegfried Bauer bereits aufgeschichtet hat.

Als „Bajazz“ hatte er beim Umzug eine der wichtigsten Aufgaben überhaupt: Geschminkt, mit Dutzenden Glöckchen rasselnd, machte er immer wieder mit dem Klingelbeutel die Runde und sammelte Spenden. Gesammelt wurde auch für den Kerwe-Abschluss; genauer gesagt, trugen die Festzug-Teilnehmer alles Grün zusammen, mit dem Traktoren und Anhänger geschmückt waren. Es ist einiges zusammengekommen, waren doch diesmal wieder mehr als 30 Fußgruppen, Fahrzeuge und sogar ein Pferdeanhänger am Start.

Zweifelhafte Komplimente

Oben angekommen, geht es nach einer kurzen Trauer-Sekunde auch schon los. „Schää, dass Ähr hebt do owwe naus gewollt“, wendet sich der Kerwe-Geistliche an seine Gemeinde und erinnert noch einmal an den „affengeile“ Umzug, der hinter ihnen liegt. Das Nächste kommt gewohnt unverblümt rüber: „Vier Daag long häwwe mer gfresse, gfeiert und gsoffe.“ Weil sein Mundschenk – an Jägers Seite steht der angemessen betrübt dreinguckende Tim Knapp – nun nicht mehr könne, hätte man sich an diesem Abend hier getroffen.

Die Schuld auf den armen Mundschenk zu schieben, scheint angesichts des Allgemeinzustands der Umstehenden nicht ganz fair, trotzdem wird die Zuweisung unwidersprochen hingenommen. Jäger sagt den „Gude un Nedde“ Danke und außerdem allen, die jedes Jahr so viel „tanken“. Womit er ausdrücklich auch das fleißige „Kärwepärsche“ einbezieht – ein zweifelhaftes Kompliment, das den derben Charme der Kerwerede aufnimmt, mit der Parre Jäger am Sonntag debütierte. Nun fließt doch noch das eine oder andere Tränchen, denn jetzt kündigt Jäger das definitive Ende an: „Genug vun dene Wodde, verbrennt se do, an diesem Odde.“

Und jetzt wird das Feuer angezündet, das dank der Trockenheit brennt wie Zunder und weithin sichtbar ist. Für die beiden Kerwe-Oberen ist es allerdings nicht der Schlusspunkt, wie sie dieser Zeitung verraten: „Wir wollen im kommenden Jahr weitermachen.“ stk

Kerwe sau

Symbol der Kerwe: die Sau. Eine echte gab’s als Preis. Bild: Kathrin Oeldorf