Pascal Eisele begleicht alte Rechnung

20150515 EuroGamesBaku Pascal UKRZwar ohne eine mögliche Medaille, aber dafür mit viel Lob und Anerkennung trat Pascal Eisele (SV Fahrenbach) nach den Europaspielen in Baku den Heimflug aus Aserbaidschan an. Gestern morgen um halb Neun landete die deutsche Ringer-Nationalmannschaft in Frankfurt, nachdem am Sonntagabend noch die letzten Kämpfe ausgetragen wurden.

„Geschlafen haben wir nur ein bisschen im Flieger“, sagte Eisele, der müde, aber auch stolz mit dem fünften Platz bei einem Turnier der Weltspitze war. „In den letzten Jahren hat im 75-kg-Limit kein Deutscher außer mir Kämpfe auf einer Welt- oder Europameisterschaft gewonnen“, sagte das 22-jährige Griechisch-römisch-Ass aus Fürth. Bei der EM in Georgien erreichte Eisele schon einmal den fünften Platz, bei den kontinentalen Olympischen Spielen war jetzt eine Medaille möglich.

„Ich habe bewiesen, dass ich in die Weltspitze kann“, sagte Eisele, der sich in Baku auch für das erhoffte Olympia-Ticket nach Rio de Janeiro in Szene setze. Bei den Weltmeisterschaften in Las Vegas muss er im September unter die ersten Fünf für eine Qualifikation kommen. Auch das muss erst einmal geschafft werden.

Jetzt erst einmal in den Urlaub

Aber jetzt macht Eisele erst einmal zwei Wochen einen verdienten Urlaub. „Man muss dem Körper auch mal Ruhe gönnen“, wird Eisele keine Matte sehen, ehe es dann in zwei Wochen wieder nach Baku geht zum gemeinsamen Trainingslager mit der aserbaidschanischen Nationalmannschaft.

Baku und die Europaspiele haben einen nachhaltigen Eindruck auf den Sportsoldaten hinterlassen. Der Einmarsch vor 65 000 begeisterten Zuschauern sei ein Erlebnis gewesen. Die ringerverrückten Gastgeber sorgten in der Halle für eine tolle Atmosphäre. „Das war ein riesen Event und hat viel Spaß gemacht“, freute sich Eisele, dass er dabei sein konnte.

Die Gastgeber hatten die Spiele gut durchorganisiert. „Wir hatten bei der Fahrt vom Athletendorf zur Wettkampfstätte unsere eigene Spur mit Polizeieskorte“, erzählte Eisele. Der deutsche Fahnenträger, Turnstar Fabian Hambüchen, bestätigte Eisele im Gespräch, dass bei den Europaspielen im Vergleich zur Olympiade kein großer Unterschied zu merken sei. Aserbaidschan hat sich die Wettkämpfe nicht umsonst viel Geld kosten lassen.

Kein schwacher Gegner dabei

Auf den Punkt topfit war Eisele, das musste er bei einem starken Feld von 29 Startern auch. „Da war kein schwacher Ringer dabei, auf den man in der Auslosung vielleicht hoffen kann“, sagte Eisele. Sein erster Kampf gegen den Weißrussen Kazbek Kilou war dann nicht nur wegen des überraschend deutlichen 10:0-Sieges nach technischer Überlegenheit etwas Besonderes. Mit dem Weißrussen hatte Eisele schließlich noch eine Rechnung offen, denn vor zwei Jahren bei der EM verlor er im Halbfinale 0:2. Der Gegner bekam später seinen Titel wegen Dopings aberkannt und war zwei Jahre gesperrt - Eisele war damals aber der Weg verbaut worden.

Die anschließende 1:1-Niederlage durch die letzte Wertung gegen den Serben Viktor Nemes war dann ärgerlich. Gegen den U23-Europameister versuchte Eisele in der letzten Minute alles, doch auch der Schiedsrichter war nicht auf seiner Seite.

„Auf diesem Niveau entscheiden Nuancen. Und wenn man einen Kampf haarscharf verloren hat, ist die Enttäuschung groß und es nicht so leicht, sich wieder zu motivieren. Aber man muss sich am Riemen reißen“, sagte Eisele, der durch den Finaleinzug des Serben in die Hoffnungsrunde kam und dort gegen den Schweden Christoffer Nilsson ein 4:2 der Kategorie Arbeitssieg einfuhr.

Videobeweis entscheidet

Im Kampf um die Bronzemedaille wartete mit dem Ukrainer Dmytro Pyshkov ein harter Brocken, der immerhin den Vizeweltmeister ausgeschaltet hatte. „Ich wusste, dass er seine Punkte nur in der Bodenlage macht. Deshalb wollte ich da erst gar nicht hinkommen“, sagte Eisele. Als der Gegner nach einem Videobeweis aber umstrittene zwei Punkte zugesprochen bekam, geriet Eisele auf die Verliererstraße: „Das brach mit das Genick. Ein 0:2 wettzumachen ist verdammt schwer, zumal der Ukrainer in einer außergewöhnlichen Verfassung war.“ Pyshkov bekam nach einem Wurf weitere vier Punkte, ehe Eisele am Ende noch auf 2:6 verkürzen konnte. beg

WNOZ 16.06.15