„Muss noch vier Kilo runter bekommen“

Der Fahrenbacher Pascal Eisele ist einziger Hesse bei der Weltmeisterschaft in Las Vegas

20150807 Pascal PortraitAm Montag (7.) beginnt in Las Vegas die Weltmeisterschaft im Ringen. Die WM ist zugleich das erste von drei Turnieren, bei dem sich die Athleten der olympischen Gewichtsklassen für die Spiele 2016 in Rio de Janeiro qualifizieren können. Einziger Hesse im deutschen Aufgebot ist der Fahrenbacher Pascal Eisele.

Pascal Eisele, der bei der WM die deutschen Fahnen im Limit bis 75 Kilogramm vertreten wird, ringt bei Einzelmeisterschaften für den SV Fahrenbach. In der Bundesliga wechselte der 22 Jahre alte griechisch-römisch-Spezialist von Spitzenklub ASV Mainz 88 zum ambitionierten TuS Adelhausen. Zu seinen Erfolgen zählen der DM-Titel 2014, EM-Platz fünf im selben Jahr sowie in diesem Jahr DM-Rang drei sowie Platz vier bei den Europaspielen in Baku.

ECHO: Herr Eisele, Sie sind mit Ihrer Gewichtsklasse gleich am Montag, dem ersten Wettkampftag der WM, im Einsatz. Wie sehen die letzten Tage bis dahin aus?

Pascal Eisele: Nach dem Direktflug von Frankfurt nach Las Vegas am Donnerstag steht dort jeden Tag Training an. Wir haben drei Tage, um uns zu akklimatisieren. Das Wettkampfhotel liegt direkt am Strip. Wir Deutschen sind in einem Hotel etwas abseits untergebracht. Ich reise mit vier Kilogramm Übergewicht an, die ich runter bekommen muss, um beim Wiegen maximal 75 Kilogramm zu haben. Vom Deutschen Ringer-Bund haben wir einen Arzt und einen Physiotherapeut dabei.

ECHO: Welche Rolle spielt der mit Las Vegas fraglos außergewöhnliche Wettkampfort, der sich bei der Vergabe vor zwei Jahren zum Beispiel gegen Teheran und Sotschi durchgesetzt hat?

Eisele: Das ist schwierig. Es kommt darauf an, ob man sich ablenken lässt. Ich denke, dass ich damit gut umgehen kann, auch dank der Vorbereitung mit meinem Mentaltrainer Matthias Werner. Zudem habe ich schon bei den Europaspielen in Baku vor 10 000 Zuschauern gerungen. Sportlich konnte ich zuletzt alle Maßnahmen mitmachen, da ich von der Sportfördergruppe der Bundeswehr dafür freigestellt werde.

ECHO: Dabei hat 2015 schlecht für Sie begonnen.

Eisele: Im Bundesliga-Halbfinale habe ich mich mit Mainz gegen Adelhausen verletzt und stand danach vier Monate nicht auf der Matte. Noch heute spüre ich das in der Schulter. Ich habe mich aber über Turniere wieder rangekämpft. Die DM war mein erster Wettkampf. Ich bin froh, dass ich in den 75 Kilogramm durch die Turniere die Nummer eins geworden bin.

ECHO: DRB-Sportdirektor Jannis Zamanduridis spricht davon, dass bei der WM in jedem Limit zehn bis 15 absolute Weltklasse-Leute dabei sind, verweist aber darauf, dass Sie solche bereits geschlagen haben. Mit welcher Erwartungshaltung – auch schon mit Blick auf Olympia 2016 – gehen Sie in die WM?

Eisele: Ich bin auf einem guten Weg, werde bei der WM aber nur von Kampf zu Kampf denken. Ob es bei der WM schwieriger oder einfacher ist als bei den beiden anderen Qualifikationsturnieren, sich für Rio zu qualifizieren, hängt ein bisschen davon ab, wie viele Europäer unter die ersten fünf kommen. Diese Platzierung berechtigt zur Qualifikation. Wenn diese bei der WM zum Beispiel überwiegend Asiaten schaffen, wird es bei den anschließenden Turnieren schwer, einen der ersten beiden Plätze, die dann für Rio nötig sind, zu erreichen.

Von Jens Dörr Echo online 05.09.2015