Dorfchronik
Dorfchronik
Fahrenbach im Odenwald liegt im südlichsten Teil Hessens, im Kreis Bergstrasse am Oberlauf der Weschnitz auf etwa 185 m ü.NN. Eingebettet ist Fahrenbach in eine herrliche Mittelgebirgslandschaft mit Bergen bis 610 m ü.NN.
Abseits der Hauptverkehrsader B38, die das Weschnitztal durchzieht, liegt Fahrenbach direkt an der Weschnitz. Glitzernd schlängelt sich das Bächlein Fahrenbach, von dem unser Dorf den Namen hat, durch dichte Waldungen und saftige Wiesen zur Weschnitz.
Bis in die jüngste Vergangenheit galt als unumstritten, daß es bis zur Tätigkeit der Mönche des Klosters Lorsch (Gründung im Jahre 764) im südlichen Odenwald keine menschlichen Siedlungen gegeben habe. Dies kann aber nach altsteinzeitlichen Funden im unteren Weschnitztal nicht mehr aufrechterhalten werden. In den früheren Birkenauer Ziegelgruben wurden Zähne und Skeletteile diluvialer Tiere (Urelefant, Mammut, Wollhaariges Nashorn) gefunden. Außerdem mit Elfenbeinsplittern und Holzkohle vermengt, etliche Quarzite,die deutliche Spuren menschlicher Bearbeitung aufwiesen. Auch eine dünne Ascheschicht alter Herdfeuer wies auf die Anwesenheit von Altsteinzeitmenschen hin. Natürlich kann nicht von eigentlichen Siedlungen gesprochen werden, da der Mensch damals noch ein Nomadenleben führte.
500 bis 100 v.Chr.
Die Kelten leben im östlichen Vorland des Rheins. Ob sie sich auch im Innern des Odenwalds aufgehalten haben, ist nicht nachweisbar.
100 n.Chr.
Nach dem Bau des Limes gelangt unser Raum immer mehr unter die Herrschaft der Römer. Sowohl die Kelten als auch die Römer haben mit größter Sicherheit den Odenwald durchzogen. Keltische und römische Siedlungen müssen jedoch in Fahrenbach und Umgebung wegen fehlender Funde ausgeschlossen werden. In unserer Sprache sind noch heute Wörter mit keltischem Ursprung enthalten (z.B. Weschnitz = Wisgoz). Im Felsenmeer bei Reichenbach war ein römischer Steinbruch. Die Herrschaft der Römer währte nur etwa 150 Jahre.
261
Die Alemannen überrennen den Limes und drängen die Römer bis zur Rheinebene zurück. Ob sie sich im Gebirge des Odenwaldes ansiedelten ist ungewiß. (Orte mit der Endung "....ingen" sind Siedlungen alemannischen Ursprungs.)
400
Einbruch der Hunnen von Osten. Dadurch werden Stürme von Völkerwanderungen aus der Wetterau in die Rheinische Tiefebene ausgelöst. Das obere Weschnitztal ist davon wahrscheinlich nicht tangiert. Burgunder siedeln sich in der Rheinebene an (Residenz Worms). Der Sage nach ziehen Burgunderkönige von Worms aus in den Odenwald zur Jagd (Nibelungensage, Siegfriedsbrunnen).
496
Die Alemannen werden von den Franken und deren König Chlodwig verdrängt. Der Odenwald kommt unter fränkische Herrschaft. Mit ihr beginnt die eigentliche Geschichte unserer Heimat. (Ortsnamen mit der Endung "....heim" sind fränkischen Ursprungs.)
764
Gründung des Benediktiner-Klosters Lorsch.
772
Das Kloster Lorsch wird von Frankenkönig Karl dem Großen dem unmittelbaren Schutz des Königs unterstellt. Es wird zur Reichsabtei erhoben.
773
Dem Kloster Lorsch wird die königliche Verwaltungssiedlung Heppenheim mit der sehr großen dazugehörenden Waldmark geschenkt. Zu dieser Waldmark gehört auch das Weschnitztal. Mit dieser Schenkung begann für das Weschnitztal die geordnete und zielstrebige Erschließung. Geringe Besiedlungen im Raum Fürth vor 773 werden nicht ausgeschlossen.
795
Erste urkundliche Erwähnung der Gemeinde Fürth in der zweiten Grenzbeschreibung der Mark Heppenheim.
1023
Fürth ist die wichtigste Abtei des Klosters Lorsch. Das Kloster Lorsch übergibt den Hof Fürth dem Filialkloster St. Michael auf dem Abrimsberg (Heiligenberg bei Heidelberg). Die aus diesem Anlaß angefertigte Bestandsaufnahme wird in der Urkunde Nr. 140 festgehalten. In dieser Urkunde ist auch die Erstnennung von "Varenbach" dokumentiert. In diesem Dokument wird von 6 Huben (Höfen) in Varenbach, einer Mühle, 4 Hofreiten und 1 Hofstätte geprochen.
1024
Dem Hofgüterverzeichnis aus dem Jahre 1024 ist zu entnehmen, daß Fahrenbach und Fürth eine Kirche besitzen. Es heißt da: "Die Pfarrkirche in Fürth ist sehr alt und es gehören dahin 9 Filialen, in welchen nirgends eine Kirche ist, außer einer ruinierten Kapelle zu Fahrenbach, Patrocinium der Kapelle ist Sankt Wendelin." Die ruinierte Kapelle zu Fahrenbach ist dann später neu errichtet worden. Man weiß sehr wenig über dieses Heiligtum. Weder genaue Gründungszeit, noch Größe, noch Ausstattung, ja man weiß nicht einmal den genauen Standort dieser Kirche. Im 30-jährigen Krieg geriet sie wahrscheinlich in Verfall. Im Jahre 1774 wurde vom Oberamt Starkenburg zu Heppenheim befohlen, die Mauern der einstigen Wendelinuskirche sowie die Friedhofsmauer in Fahrenbach abzutragen. Das Material wurde für den Bau der Landstraße nach Lörzenbach verwendet.
1232
Der Stern des Klosters Lorsch beginnt zu sinken. Die eigentliche geschichtliche Aufgabe, die Erschließung der Waldmarken durch bäuerliche Rodungssiedlungen ist bereits weitgehend beendet. Kaiser Friedrich II. überträgt das Kloster Lorsch mit allen Besitzungen (dazu gehört auch Fürth) in das Eigentum des Erzbistums Mainz. Vorher gehörte das gesamte Weschnitztal kirchlich zu Worms. Es folgt ein hin und her zwischen Mainz und der Pfalz.
1308
Erste urkundliche Erwähnung der Zent Fürth.
1461
Mainzer Erzbischof verpfändet die Bergstraße, wozu auch Fahrenbach gehört, an die Kurpfalz.
1556
Es bahnen sich religiöse Spannungen an. Der Pfalzgraf führt in seinen Landen die Reformation ein. Die Bevölkerung muß mehrmals die Konfession vom Luthertum zur reformierten Kirche wechseln. Die damalige Regel: "Die Religion des Landesherren ist auch die Religion der Bewohner".
1590
In Fahrenbach sind 13 Hausgesäße. Die mündliche Überlieferung, daß Fahrenbach ca. 800m östlich vom heutigen Standort gelegen haben soll, ist bis heute nicht bestätigt.
1595
Erstes Schulhaus in Fürth (Zentschulhaus).
1618
Der 30-jährige Krieg beginnt und macht Deutschland zum Schauplatz eines europäischen Machtkampfes. Deutschland verliert etwa 40% seiner Bevölkerung und seines Volksvermögens. Über unserer Heimat herrscht Not und Elend. Fahrenbach ist zeitweise menschenleer.
1623
Der Mainzer Erzbischof übernimmt wieder die Oberhoheit über das Oberamt Starkenburg, zu dem auch Fahrenbach gehört. Der katholische Glaube wird wieder eingeführt. Bei der Übergabe der Zent von Kurpfalz an Kurmainz leisten 10 Untertanen von Fahrenbach den Huldigungseid. Zu dieser Zeit stehen in Fahrenbach 6 Wohnhäuser.
1626
In Fahrenbach befinden sich 13 Haushaltungen.
1630
Die Schweden erobern die Bergstraße und den vorderen Odenwald.
1634
Kaiserliche Truppen vertreiben die Schweden.
1635
Die Pest wütet in Fahrenbach, wie auch in der ganzen Provinz.
1648
Mit dem Ende des 30-jährigen Krieges endet in Europa das Zeitalter der Religionskriege und bricht der neuzeitlichen Idee überkonfessioneller Staatsräson die Bahn.
1685
"Dorfordnung" von Fahrenbach.
1749
Die Dorfordnung wird vom Zentgrafen erneuert. Die Dorfordnung wird sämtlichen Gemeindsleuten von Fahrenbach vorgetragen. Es sind dies: Hans Adam Leinhard, des Gerichts / Peter Jochem, Bürgermeister / Philipp Cämmerer / Peter Crastel / Johannes Knapp / Johannes Fehr / Nicolaus Crastel / Leonhard Jöst / Joh. Nic. Müller / Johannes Plaum / Johannes Crastel / Valentin Fleischmann / Cornelius Leinhard.
1769
Streit um die "Streitäcker" zwischen Fahrenbach und Steinbach. Die Äcker gehen 1769 per Gerichtsbeschluß an Fahrenbach. Die Streitäcker werden den 11 Hübnern (Hofbesitzer)
zugesprochen, die die Gemeinde Fahrenbach im Prozeß finanziell unterstützt haben. 60 Jahre später fordert der Kreisrat die Gemeinde auf, die Grundstücke als Gemeindeeigentum ins Flurbuch eintragen zu lassen. Dies war nicht im Sinne der 11 Hübner. Es folgen erneut gerichtliche Streitigkeiten, diesmal zwischen den Hofbesitzern und der Gemeinde Fahrenbach. Die Grundstücke wurden 1845 endgültig in den Besitz der 11 Hübner gestellt.
1776
Wurde das Grundstück an den Zentgrafen Georg Straub für 220,5 Gulden versteigert.
1792
Seit ca. 1792 bis 1940 Gasthaus "Zur Krone", zeitweise mit Kegelbahn, in der Fahrenbacher Straße 103. Bis 1840 das einzige Gasthaus im Ort.
1803
Reichsdeputationshauptschluß: Fahrenbach kommt mit Fürth an Hessen.
1805
In der Zent Fürth (hierzu gehört auch Fahrenbach) sind 152 Schulkinder.
1807
Bau eines neuen Zentschulhauses in Fürth (das spätere kath. Küsterhaus). Für die gesamten Schüler der Zent Fürth ist nur ein Lehrer zuständig.
(Weiteres zur Schulgeschichte siehe gesonderten Bericht.)
1809
Errichtung eines Sandsteinkreuzes am Anwesen "Scholze", gegenüber der heutigen Schule. Maria Catharina Wagner (*1.6.1789, +17.2.1809, ledig) war die Stifterin des Sandsteinkreuzes. Mit dem Abriß des Anwesens Wagner im Jahre 1977 muß auch das Sandsteinkreuz weichen. Nach gründlicher Renovierung auf Initiative des Pfarrers Roman Frauenholz, findet das Hochkreuz 1984 vor einem Wirtschaftsgebäude in der Waldstraße 4 einen neuen Platz. Es wird am 15.7.1984 eingeweiht.
1821
Fürth wird dem neuen Landratsbezirk Lindenfels zugeteilt.
In 22 Häusern wohnen 179 Einwohner. Bis auf 5 lutherische sind alle katholisch. Unter den Einwohnern sind 14 Bauern, 7 Handwerker und 3 Tagelöhner. Es sind noch 2 Mahl- und Walkmühlen im Ort.
1832
Landratsbezirk Lindenfels wird aufgelöst. Die Kreise Bensheim und Heppenheim werden neu geschaffen. Fahrenbach ist mit Fürth ein Teil des Kreises Heppenheim.
1840
Schankwirtschaftskonzession für Gasthaus "Zur Sommerfrische" (heute bekannt als "Bierkeller"). Die Wirtschaft ist bis 1937 in Betrieb.
1852
Drei neue Kreise werden gebildet: Heppenheim, Bensheim und Lindenfels.
1868
Genehmigung des Herzoglichen Kreisamtes Lindenfels an Bürgermeisterei Lörzenbach auf Austausch der hölzernen Wasserleitung durch Fahrenbach in "gußeiserne Rohre".
1869
Es wird eine Telegrafenleitung zwischen Heppenheim, Fürth und Erbach gebaut.
1872
Das neu gebaute Fahrenbacher Schulhaus wird bezogen. Es wird am 11.7.1872 von Pfarrer Jakob Schmitt eingeweiht.
1874
Der Kreis Lindenfels wird aufgelöst und den Kreisen Heppenheim und Bensheim zugeschlagen. Fahrenbach liegt mit Fürth im Kreis Heppenheim.
1895
Die seit 2 Jahren im Bau befindliche Weschnitztal-Bahn von Weinheim nach Fürth geht am 1.7.1895 in Betrieb. Die im Zuge dieser Baumaßnahme errichtete Sandsteinbrücke (Bahnbrücke) über die Weschnitz ist bis heute noch gut erhalten. Die 1963 gegründete Freiwillige Feuerwehr Fahrenbach hat diese Brücke als Motiv ins Vereinswappens aufgenommen.
1898
Am 30.7.1898 Veröffentlichung der Wirtschaftseröffnung Gasthaus "Zur Haltestelle" durch Johannes Hölzing.
1900
Gründung des Männergesangvereins "Eintracht" Fahrenbach am 18.8.1900 im Gasthaus "Zur Haltestelle" in Fahrenbach.
1911
Bau der Kreisstraße Fahrenbach-Lörzenbach.
1918
Ende des 1. Weltkrieges. 17 Männer aus Fahrenbach sind in diesem Krieg gefallen bzw. werden bis zum heutigen Tage vermißt.
1925
25-jähriges Jubiläum des Gesangverein "Eintracht". Mit Zuschuss der Gemeinde wird auf Antrag des Gesangvereins ein Gefallenen-Gedenkstein am heutigen Denkmal errichtet.
1938
Die Kreise Heppenheim und Bensheim werden zum Kreis Bergstraße zusammengelegt. Die seither selbständigen Gemeinden Fahrenbach und Lörzenbach werden der Gemeindeverwaltung Fürth zugeschlagen, behalten aber ihre Selbständigkeit mit eigener Gemeindevertretung.
1940
Gasthaus "Zur Krone" wird wegen Einberufung von Adam Müller zum Kriegsdienst für immer geschlossen.
1945
Ende des 2. Weltkrieges. 23 Männer aus unserer Gemeinde sind gefallen, 10 Männer werden vermißt.
1950
50-jähriges Jubiläum des Gesangverein "Eintracht". Mit Zuschuss der Gemeinde werden auf Antrag des Gesangvereins zwei Gefallenen-Gedenksteine am heutigen Denkmal errichtet.
1952
Am 17.5.1952 Gründung des Sportverein SV 1952 Fahrenbach im Gasthaus "Zur Haltestelle". Es sind 35 Gründungsmitglieder.
1953
Abriß der hölzernen Brücke über die Weschnitz und Neubau der heutigen Stahlbetonbrücke.
1954
Anfang September 1954 wird die seit Dezember 1953 im Bau befindliche Sporthalle in Fahrenbach eingeweiht.
1955
Errichtung eines Denkmals zu Ehren des hl. Wendelinus auf der Weschnitzbrücke.
1963
Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Fahrenbach am 4.4.1963 im Gasthaus "Hölzing". Es sind 44 Gründungsmitglieder.
1964
Die Müller-Gutenbrunn-Schule in Fürth wird Mittelpunktschule.
Die Fahrenbacher Schule wird teilweise aufgelöst. Nur die Klassen 1-4 werden noch in Fahrenbach unterrichtet.
1968
Verdolung der Fahrenbach in der Ortsmitte.
1970
Am 1.Juli gliedern sich die Gemeinden Fahrenbach, Lörzenbach und Steinbach freiwillig zu Fürth ein. Die Interessen dieser Gemeinden werden durch Ortsbeiräte und Ortsvorsteher vertreten. Gründung des Angelsportclub Fahrenbach am 15.12.1970 im Gasthaus "Hölzing". Es sind 8 Gründungsmitglieder.
1971
Die Fahrenbacher Schule wird aufgelöst. Ab sofort werden auch die Grundschüler in Fürth unterrichtet.
1975
75-jähriges Jubiläum des Gesangverein "Eintracht".
1977
25-jähriges Jubiläum des Sportverein Fahrenbach.
1987
Gründung des Ski-Club Fahrenbach im Gasthaus Bachert.
1988
25-jähriges Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Fahrenbach.
1988
Straßenumbenennung in der Großgemeinde Fürth. Die "Schulstraße" wird in "Am Lerchenberg", die "Ortsstraße" in "Fahrenbacher Straße" und die "Bahnhofstraße" in "Wendelinusstraße" umbenannt.
1995
25-jähriges Jubiläum des Angelsportclub Fahrenbach.
Platzeinweihung in der Fahrenbacher Ortsmitte am 23.5.1995.
1999
Gründungsfest Jugendfeuerwehr Fahrenbach.
2000
Fahrenbach zählt 712 Einwohner und 249 Haushaltungen. Das Gemarkungsgebiet umfaßt eine Fläche von 364 ha, davon sind 133 ha Waldfläche. In Fahrenbach stehen 200 Wohnhäuser. Von den 712 Einwohnern sind 52% katholisch und 32% evangelisch. 95% der Einwohner besitzen die deutsche Staatsangehörigkeit.
Neben dem Männergesangverein "Eintracht" gibt es in Fahrenbach den Sportverein, die Freiwillige Feuerwehr, den Ski-Club und den Angelsportclub.
Im Jahresablauf bildet die Kirchweih am 1. Oktoberwochenende einen besonderen Höhepunkt im Ortsgeschehen.
Dankeschön an: © Peter Jäger