Lange Partynächte und ein origineller Kerweumzug in Fahrenbach

Spo SC TurmGrandios, aufsehenerregend und überdimensional – eine Kerwe, die man nie vergisst, versprechen die Fahrenbacher. Mit ihrem Festumzug haben sie am Sonntag tatsächlich einige Superlative geboten. Doch nicht nur hoch und lang lautet da das Motto. Vielmehr faszinierten auch die Liebe zum Detail und die herrlichen szenischen Darstellungen der Teilnehmer während des einstündigen Kerwe-Spektakels.

Soll es denn wirklich schon zu Ende gehen? Können diese herrlichen Kerwetage vorbei sein? Wer in den vergangenen fünf Tagen die Fahrenbacher Kerwe 2014 miterlebte, könnte jetzt Abschiedstränen weinen. Doch da bleiben die Erinnerungen – die langen Partynächte in der SV-Halle und den großen, originellen Kerweumzug bei Sonnenschein wird man lange nicht vergessen.

Die Ortsstraße wurde zur Bühne, die Zuschauer standen wieder in Fünfer-Reihen an der Kreuzung, damit sie den Höhepunkt nicht verpassen. Parkchaos war angesagt, denn in der Region hat sich längst herumgesprochen, dass man den Kerweumzug in Fahrenbach nicht verpassen sollte. In Fahrenbach spürt auch der Zuschauer sofort, dass der ganze Ortsteil Spaß an seiner Kerwe hat.

Da wird nicht nur an einem oder an zwei Tagen gefeiert – diesmal ging der Trubel schon am Mittwoch los. Die SV-Halle füllte sich fünf lange Nächte mit Live-Rock, Pop und Party sowie Musik zum Schwofen. Erst am heutigen Dienstag wird die Kerwejugend mit vielen Tränen wieder von ihrem Fest Abschied nehmen.

Und die Fahrenbacher lieben natürlich auch die kleinen feinen Gemeinheiten in Richtung der Rimbacher Nachbarn. Diesmal war die Idee dazu aufsehenerregend. „Rimbach diskutiert – Fahrenbach realisiert“, verkündete die rund zwölf Meter hohe imposante Konstruktion des neuen Irenturms. „Express Bau GmbH Fahrenbach“ soll dafür verantwortlich sein. Eine skurrile Idee des Skiclubs wird zum unangefochtenen Kerwehöhepunkt.

Fernsehsendungen zum Vorbild

Die Trash-TV Sendungen und die Nachrichten fungieren da nur als Ideengeber, und ein „Fahmescher“ fängt sogleich mit der Planung an. Beim Festzug fehlte so weder die Karikatur der „Ossis“ und „Wessis“ zur Deutschen Einheit noch kleine Weltmeister, die den Ball zum Sieg ins Tor kickten.

„Wir schleppen jeden ab“, verkündeten die gelben ADAC-Engel, und kein Mann war vor ihnen sicher. Die lebenden Augsburger Puppenkistenfiguren oder die Cocktails in Menschenform wurden mit viel Applaus bedacht.

Sportliche Höchstleistungen gab es noch in vielen anderen Formen. Da konnte man „House Runner“ bestaunten, die mit professioneller Kletterausrüstung vom haushohen Turm hinab rannten. Im Aquapark konnte das Publikum die kessen Männer im Badeoutfit auf der Riesenrutsche hinabrasen sehen. Auch eine mobile Curlingbahn wurde mitten auf die Straße gebracht. Vom neuen Freistoßspray der Schiedsrichterin bis zur Eismaschine hat man auch hier jedes Details gekonnt in Szene gesetzt.

Mancher Zuschauer fand sich schneller als gedacht im „Dschungelcamp“ wieder und bekam von den Akteuren eklige „Ochsenaugen“ oder „Stierhoden“ in den Mund gesteckt. Lachen oder würgen, lautete da die Überlebensfrage. Nach dem Vorbild einer anderen Fernsehsendung ging es ins Paradies – „Adoam sucht Evaa“. Allerdings lässt der prall ausgestopfte Wohlstands-Hintern vermuten, dass manche Schwiegertochter wohl noch länger gesucht werden muss.

„500 Kilometer“ für kein Hochzeitskleid

Attraktive Männer und Frauen gibt es aber in Fahrenbach – denn in der Kerweredd von Pfarrer Lukas Heinz und seinem Mundschenk Andreas Kittel wurden so manche ehelichen Handschellen erwähnt. Auch über eine Schwiegermutter, die extra für ein
schickes Kleid für die Hochzeit bis nach Miltenberg wollte. Doch in Unterfranken stand sie vor verschlossenen Türen. „Fünfhunnert Kilomede gfahr um eh Schild zu säh wou druff steid: Heit is Feierdoag in unserem Haus“.

Vielleicht wird in ganz Hessen das erste volle Oktoberwochenende auch als Feiertag installiert – denn dann ist in Fahrenbach Kerwe.

Echo online 07. Oktober 2014 Von drea